11.11.2010

Zum Sanieren motivieren

Wie lassen sich Eigenheimbesitzer zu einer energetischen Sanierung motivieren? Das haben Wissenschaftler in dem gerade abgeschlossenen  Forschungsprojekt "ENEF-Haus – Energetische Modernisierung von Ein- und Zweifamilienhäusern" untersucht. Ihrer Analyse zufolge könnte im Segment der Ein- und Zweifamilienhäuser allein die energetische Sanierung der Gebäudehülle nach den bestehenden Vorgaben der EnEV für Altbauten gut die Hälfte des derzeitigen Primärenergieverbrauchs einsparen. Aber nur etwa ein Prozent dieser Bestandsgebäude wird jährlich energetisch modernisiert - drei Prozent scheinen technisch und wirtschaftlich machbar. Weitere Ergebnisse findet man in der jetzt veröffentlichten Broschüre zum Projekt.
Es scheitert oft daran, dass die aktuellen Instrumente sowie Kommunikations- und Beratungsangebote nur unzureichend auf die komplexe Entscheidungssituation der Eigenheimbesitzer abgestimmt sind, so die These der Wissenschaftler. Sie gehen davon aus, dass neben technischen und ökonomischen Bedingungen eine ganze Reihe weiterer Faktoren zusammenkommen müssen, damit Hauseigentümer eine anspruchsvolle energetische Modernisierung durchführen. Überdies variieren solche Motiv-Allianzen und Bedingungs-Konstellationen für verschiedene Gruppen von Eigenheimbesitzern.
Die am Projekt beteiligten Experten der Hochschule Lausitz, des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) haben deshalb einen integrierten Politik- und Beratungsansatz entwickelt, der auf die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen zugeschnitten ist.
Ihre Empfehlungen: Die Instrumente des Förderns und Forderns müssen verstärkt dort ansetzen, wo das meiste Einsparpotenzial liegt bzw. wo die Hemmnisse am größten sind. „Die hohen Potenziale schlummern insbesondere bei älteren Gebäuden, die vor 1968 gebaut wurden. Hier kann ein Fördereuro besonders ertragreich angelegt sein“, so Stefan Zundel, Leiter des Forschungsprojektes.
Ordnungsrecht, Förderung, Beratung und Marketing sollten besser aufeinander abgestimmt werden, um insgesamt wirksamer werden zu können. So sei es ratsam, die Förderung der energetischen Sanierung mehr als bisher an solche Anlässe zu koppeln, zu denen ohnehin saniert wird. Das kann bei Kauf oder Erbe sein, bei Instandhaltungsmaßnahmen an Dach und Fassade oder beim Einbau einer neuen Heizung. „Sanierer brauchen Angebote und Lösungen, die auf ihre konkrete Situation und ihre Pläne abgestimmt sind. Nur so ist eine merkliche Steigerung von energetischen Sanierungen realistisch,“ erklärt Immanuel Stieß, Wissenschaftler am ISOE.

Broschüre mit den zentralen Projektergebnissen

Die wichtigsten Resultate des Forschungsprojektes fasst der Handlungsleitfaden „Zum Sanieren Motivieren“  zusammen. Er präsentiert die Ergebnisse der Potenzial- und Zielgruppenanalyse sowie die Empfehlungen zu politischen und kommunikativen Instrumenten. Dazu zählen neue Finanzierungsmodelle, wie ein Energieeffizienzfonds, oder stärker ausdifferenzierte, transparente Beratungsangebote für mehr Dialogmarketing. Die Broschüre richtet sich an Akteure in Politik und Verwaltung, Multiplikatoren in Kommunen, Energie- und Klimaagenturen, Verbraucher- und Umweltorganisationen sowie an Energieberater.

Forschung für die energieeffiziente Stadt

Neben der energetischen Optimierung einzelner Gebäude birgt die ganzheitliche Betrachtung städtischer Siedlungsräume ein großes Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz.
Die Forschungsinitiative EnEff:Stadt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ordnet sich konsequent zwischen gesamtstädtischen Leitbildern und Effizienzmaßnahmen für Einzelgebäude ein.
Im Rahmen von EnEff:Stadt werden Bewertungskriterien sowie Konzepte und Planungshilfsmittel für Kommunen und weitere Akteure wie Wohnungswirtschaft und Stadtwerke erarbeitet. Für abgegrenzte Quartiere werden exergetisch und ökonomisch optimierte Maßnahmenkombinationen entwickelt, beispielhaft umgesetzt und messtechnisch überprüft.

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