24.11.2010

Dena-Netzstudie in der Kritik

Die Deutsche Energie-Agentur hat die Ergebnisse der dena-Netzstudie II vorgestellt.
In dieser Studie hat die dena die Frage untersucht, welche Auswirkungen die verstärkte Einspeisung von Windenergie auf das Höchstspannungsübertragungsnetz hat. Ferner wie sich der Netzausbau im Zeithorizont 2020/25 entwickeln muss, damit die Integration der erneuerbaren Energien deutlich gesteigert werden kann. Der Bundesverband WindEnergie begrüßt grundsätzlich die Feststellung, dass sich die zukünftige Netzstruktur aufgrund geänderter Erzeugungs- und Nachfragestrukturen grundlegend ändern muss.

Allerdings springt die Fokussierung der dena-Netzstudie II auf eine nationale Betrachtung viel zu kurz. "Netzausbau ist heute keine rein nationale Aufgabe mehr, sondern eine europäische Verpflichtung. Seit letzter Woche kennen wir die Vorstellungen der EU-Kommission einer künftigen europäischen Energieversorgung", sagte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie.

"Diese Anforderungen aus Brüssel müssen in ein strategisches Konzept für die Weiterentwicklung des Stromnetzes in Deutschland einfließen. Deutschland braucht eine schlüssige, EU-konforme Strategie für den Ausbau der inländischen Netze, der Speicher und der Grenzkuppelstellen, die über den Tag hinaus Bestand hat."

Der notwendige Netzumbau ist bereits seit der dena-Netzstudie I (2005) bekannt. Nicht nur der verstärkte Ausbau der Windenergie, sondern im gleichen Maße auch neue Kohlekraftwerke in Küstennähe machen neue Stromtrassen vom Norden Deutschlands in die Ballungszentren notwendig. Die Liberalisierung der Energiemärkte 1998 hatte nicht dazu geführt, dass in die Netzinfrastruktur in Deutschland investiert wurde. Ganz im Gegenteil: Seit nunmehr fast 30 Jahren wurde der Netzausbau von Politik und Energiewirtschaft vernachlässigt. Umso größer ist die Herausforderung heute.

Für die Windenergie kommt es darauf an, neben dem zweifellos notwendigen Ausbau der Stromnetze auch die heute bereits verfügbaren Netztechnologien wie Hochtemperaturleiterseile und Netzmanagementmaßnahmen (Temperaturmonitoring von Freileitungstrassen) zu nutzen.

"Gerade der technologische Fortschritt muss in einem Industrieland wie Deutschland berücksichtigt werden und würde die Bevölkerung von Baumaßnahmen entlasten. Wenn die bestehenden Freileitungen mit Hochtemperaturseilen und Temperaturmonitoring optimiert werden, brauchen wir nur halb so viel neue Stromtrassen. Das erhöht die Akzeptanz für den Netzumbau bei den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort", betonte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands WindEnergie. © Bundesverband WindEnergie e.V.

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„Die Dena-Studie suggeriert zwar, sie ermittele den Bedarf neuer Stromleitungen aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Tatsächlich wird der Bedarf jedoch durch AKW-Laufzeitverlängerungen, neue Kohlekraftwerke und die Ausweitung des internationalen Stromhandels deutlich erhöht“, sagte der BUND-Energieexperte Thorben Becker.

Ein zukunftsfester Umbau der Stromnetze in Deutschland sei nur möglich, wenn es eine klare Richtungsentscheidung für die hundertprozentige Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen gebe. Weil aber die Bundesregierung längere Laufzeiten für Atomkraftwerke und den Neubau von Kohlekraftwerken befürworte und zugleich verkünde, die erneuerbaren Energien ausbauen zu wollen, erhöhe sich zwangsläufig das Angebot konkurrierender Stromlieferanten mit sich widersprechenden Anforderungen an ein künftiges Stromnetz.© bund.net

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Die Einschätzung des WWF basiert auf einem Gutachten von Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, Wirtschaftswissenschaftler an der TU Berlin. Er hat die wesentlichen Ergebnisse, die Methodik, den zeitlichen Rahmen und die Transparenz der dena II-Studie unter die Lupe genommen. Einer der Hauptkritikpunkte ist die mangelnde Transparenz. "Die Netzbetreiber entwerfen den Netzausbau für sich selbst. Die zugrundeliegenden Daten sind für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Auf diese Weise rückt die notwendige Akzeptanz für die Infrastrukturprojekte in weite Ferne", so von Hirschhausen. In dem Gutachten kritisiert er zudem, dass in dem Ausbauszenario von fragwürdigen Voraussetzungen ausgegangen werde. Das Szenario beinhalte, dass ein beachtlicher Anteil an fossilen Energieträgern, also Braun- und Steinkohlekraftwerke, neu gebaut werden. In einer Studie, die in erster Linie der Integration von Erneuerbaren Energien dienen solle, sei dies "bemerkenswert".

Der WWF bemängelt zudem, dass die dena den Alternativen zum Ausbau klassischer Freileitungen durch eine verengte Kostenperspektive eine pauschale Absage erteile. Weder der Ausbau von Speichern, noch die Anwendung von Freileitermonitoring bzw. der Ausbau von Hochtemperaturseilen, die zu einer Verringerung der vermeintlich notwendigen Freileitungstrassen führen könnten, seien ernsthaft geprüft worden. Christian von Hirschhausen: „Bei dieser Bewertung wird keine Kosten-Nutzen-Analyse hinsichtlich langfristiger Effekte einer CO2-Einsparung und der vollständigen Integration erneuerbarer Energien vorgenommen". © wwf.de

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Kostenfreier Download des Ergebnisberichts und weitere Informationen zur dena-Netzstudie II unter: www.dena.de/netzstudie

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